… da denkt man nach 2 Jahren Corona, es geht nicht mehr schlimmer – und dann kommt da ein Krieg!

Junge Eltern schultern gerade ziemlich viel.

Da sind die eh schon nicht unerheblichen Belastungen. Und dann, ein kleiner Frühlingshafter Lichtblick – der radikal zerbombt wird.

Wie können wir uns als Eltern und unsere Kinder stärken, um den Weltschmerz zu ertragen?

3 Tipps. Wie immer: psychotherapeutisch fundiert und Mama-erprobt:

1) Dem Schmerz Raum geben

Wir haben die sehr menschliche Tendenz „aversive“ (aka „schlechte“) Gefühle wegzudrücken. Denn sie signalisieren unserem System Bedrohung und damit fühlen wir uns nicht wohl. Daher drücken wir es lieber weg. Das Problem: das Gefühl ist dadurch nicht weg.

Aus psychodynamischer Sicht passiert das genaue Gegenteil: wenn ich das Gefühl wegdrücke, entsteht dadurch nur mehr Gegendruck und ich muss immer mehr Energie aufbringen, um es von mir fernzuhalten. Und das geht nicht lange gut.

Wenn wir den Weltschmerz besser tragen können wollen, müssen wir daher etwas sehr kontro-intuitives tun: wir müssen den Schmerz zulassen.

Denn Gefühle sind wie Wellen: sie nehmen an Fahrt auf. Und ja manchmal wirbeln sie uns auch ordentlich durch. Aber eines ist sicher: jede Welle bricht! Jedes Gefühl geht vorbei! Und so verliert es die Macht über uns. Denn dann sind wir (durch das Gefühl) nicht mehr bedroht. Und gewinnen einen Freiheitsgrad.

Meine Empfehlung: Regelmäßige und feste Zeiten, um mit dem Schmerz in Kontakt zu gehen.

Denn dann fällt es auch leichter das alles bewusst zu schließen (siehe Punkt 2)

2) Den Raum schließen

Ebenso wichtig, wie den Raum für die Gefühl zu öffnen, ist es aber auch, ihn wieder zu schließen. Denn niemandem – wirklich niemandem ist geholfen, wenn du konstant niedergeschlagen bist.

Daher ein Tipp aus der Psychotherapie: habe immer ein kleines Notizbuch dabei und wenn du Weltschmerz Gedanken oder Gefühle hast, dann notiere es kurz. Und widem dich dem in deinem Weltschmerz-Raum. (siehe Punkt 1).

Hier ist Platz dafür. Hier darf all das sein. Den Rest des Tages: sei in deinem Leben.

Zum Schließen des Raumes empfehle ich dir, am Ende deiner Zeit kurz die Augen zu schließen und dir eine Truhe vorzustellen, in die du den Weltschmerz legen darfst. Schließe diese Truhe, wenn du möchtest mit einem dicken Schloss, um sie an einem sicheren Ort zu verstauen. Nicht weil du es verdrängst. Oder weil du es unter den Teppich kehren möchtest. Sondern weil du eine bewusste Wahl triffst.

3) Bewusst neue Räume öffnen.

Wenn du gefühlt und bewusst abgeschlossen hast, erlaube es dir bewusst Räume zu schaffen, in denen du AUFTANKST.

Denn – provokative Frage: Nutzt es irgendjemand in der Ukraine etwas, wenn du hier sitzt und Weltschmerz fühlst? … oder wäre es nicht sinnvoller, dass du dich um dich sorgst. Damit du in deiner Kraft bist. Denn nur dann kannst du WIRKLICH etwas bewirken. Und für andere da sein.

Dieser Krieg zeigt uns auch, dass alles, sogar unser Frieden endlich ist.

Ich schließe daraus viel mehr: dass wir genießen sollten. Vor allem das Kleine, das wir so schnell als Selbstverständlich betrachten, in der Ukraine aber längst keine Selbstverständlichkeit mehr ist:

Dass wir mit unseren Kindern Eis essen können. Die warme Dusche. Das sichere Bett. Der sichere Gang zum Bäcker. Das Zwitschern der Vögel.

Nichts davon ist selbstverständlich. All das kann morgen schon nicht mehr sein. Genieße es. Bevor du es Morgen evt bereuen musst, dass du es nicht getan hast.

Es gilt den Schmerz zu fühlen. Dosiert! Um es uns dann zu erlauben, ihn auch wieder loszulassen. Denn niemandem ist gedient, wenn wir uns dem Weltschmerz hingeben. UND trotzdem unser Herz offenlassen.

Mein persönlicher Call ist vielmehr, dass uns dieser Krieg zeigt, wie schnell Alles ganz anders sein kann. Daher: genieße ich. Dass wir mit unseren Kindern Eis essen können. Die warme Dusche. Das sichere Bett. Der sichere Gang zum Bäcker. Das Zwitschern der Vögel. Und sammle so Kraft, um den Betroffenen wirklich helfen zu können.