Helikoptereltern sind verpönt. Doch wenn wir ehrlich sind, flattern wir alle manchmal ganz schön wirr durch die Luft. Unser alltägliches Leben als Eltern und Berufstätige ist voll! Voll und anstrengend und sehr, sehr fordernd. Wenn wir das moderne, aktuell gängige Familiensystem in die Steinzeit zurücksetzen würden, hätte unsere Rasse wohl nur sehr schlechte Chancen zu bestehen. Das Überleben unserer Art war vor rund 10.000 Jahren nur gesichert, da sich ganze Clans zusammentaten, vor allem um ein Kind beim Heranwachsen zu begleiten. Ein Elternpaar blieb nie alleine darauf sitzen Nahrung zu besorgen, die Höhle fein säuberlich zu halten und gleichzeitig auch noch das Kind zu betreuen und in die Unabhängigkeit hinein zu begleiten. Das ist heute aber vollkommen selbstverständlicher Status Quo. Eine Mutter oder ein Vater vor 10.000 Jahre hatte ein ganzes Dorf voll an hochmotivierten Betreuern und Unterstützern für ihre Familie. Heute können wir froh sein, wenn die Oma gelegentlich einspringt und die Kindergärtnerin oder Lehrerin nett ist.
Der innere Kritiker wird da schnell still – Das ist ein waschechtes Gegenargument für den die innere Stimme, die am Ende des Tages auflistet, was wir alles nicht geschafft haben und an welchen Stellen wir besonders daneben lagen.
Kultiviere
stattdessen Nachsichtigkeit und Güte Dir selbst gegenüber!
Höre
auf Dich zu verurteilen. Und bette (Fehl)Verhalten adäquat ein.
Vielleicht
kommt dir es bekannt vor, dass du dich dafür verurteilst oder schämst, wenn du
dein Kind zusammenstauchst, da es abends das zu Bett gehen verweigert. Dabei
vergisst Du dann aber, dass du morgens bei dem Aus-dem-Haus-gehen die ganze
Zeit über sehr geduldig warst, tagsüber beim Arbeiten mit deinen Kollegen
sozial-kompetent warst und nachmittags noch in den Biomarkt geeilt bist, um
sicher zu stellen, dass deine Familie abends die dritte gesunde und vollwertige
Mahlzeit vorgesetzt bekommt. Sprich, dass du den ganzen Tag über sehr viel
„Gutes“ geleistet hast. Und das dann mal eben ausgelöscht wird, da du am Ende
des Tages einfach nicht mehr die Kraft hattest, ein weiteres Heckmeck
aufzufangen.
Ja,
schaue aufrichtig und ehrlich an die Punkte, die du gerne verändern möchtest.
Aber verfalle dabei nicht in ein Drama. Schau Dir auch an, was Du bereits alles
gut und richtig und erfolgreich und wundervoll machst. Von diesem Punkt kommend,
hast du eine ganz andere Grundlage für eine Veränderung von den Aspekten, mit
denen Du noch nicht zufrieden bist.
Liebe Dich selbst so wie Deine Nächsten
Bei
unseren Kindern sorgen wir selbstverständlich dafür, dass sie ausgeschlafen
sind, wohl genährt und wettergerecht gekleidet. Wir sorgen für ausreichend
Ruhepausen und angemessene Aktivität. Wir kennen ihre Bedürfnisse und können
gut einschätzen, wann die Stimmungskurve absinkt und sorgen dann entsprechend
für sie, dass sie sanft durch das Tal gleiten.
Kannst
Du das auch von Dir selbst behaupten?
Viele
von uns bekommen ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich selbst und ihre
Bedürfnisse genauso ernst nehmen wie dir der anderen. Auch wenn es Jesus
bereits predigte, so ist es doch ein gesellschaftlicher Affront – Egoismus
gleicht einem Schimpfwort.
Dabei
ist es nur sinnvoll, wenn gerade die Eltern bei Kräften sind.
Sorge Dich um dich. Liebe dich selbst, wie deine Nächsten!
Es ist Zeit für mehr Achtsamkeit und Selbstfürsorge für Eltern.